DJEM 2023

Heute sind die Deutschen Jugendeinzelmeisterschaften (DJEM) zu Ende gegangen, momentan machen sich viele auf den Weg nach Hause. Weil die Nachrichten so gut sind, werden sie umgehend verbreitet.

Nachwuchs stellt Arrivierten in den Schatten.

Justus startete im Turnier ODJM B, dessen Startplätze so begehrt waren wie Premierentickets. Er war auf Platz 53 gesetzt. Etwas mehr als 100 nahmen teil. Nach drei Runden hatte er anderthalb Punkte, war also im Soll. In der vierten Runde übersah er zwar einfache Gewinnwege, gewann aber trotzdem. Ab dann hatte er einen Lauf. Drei Runden in Folge machte er gegen nach DWZ stärkere Gegner Remis, wobei er u.a. die seltene Tschigorin-Variante nutzte. In der achten und vorletzten Runde gewann er mit dem ebenfalls seltenen Budapester Gambit. Er rundete diesen Lauf zuletzt mit einem weiteren Remis gegen einen nach DWZ stärkeren Gegner ab, wozu gehörte, gegen dessen Abweichung von der Hauptvariante der Schottischen Partie einen guten Weg zu finden, was ihm bei den Hamburger Jugendeinzelmeisterschaften noch misslungen war. So landete er auf Platz 26 und kann sehr zufrieden sein. Gratulation!

Lionel startete im Turnier DEM U8, für das er sich beim Regionalen Kinderschachturnier in Karlsruhe (Bericht) qualifiziert hatte. Er war auf Platz 14 gesetzt. Das vom Jugendwart empfohlene Ziel waren die Top Ten. 46 nahmen teil. Lionel siegte in den ersten beiden Runden, spielte aber noch nicht ganz rund. In der dritten Runde musste er gegen den klaren Favoriten antreten, hielt rund 20 Züge lang mit, verlor dann Bauer, Qualität und Partie. Diese Niederlage verarbeitete er gut, vielleicht spornte sie ihn sogar an. Denn in der vierten Runde zeigten sein Gegner und er eine tolle Partie, die Lionel im Endspiel zu gewinnen wusste. Am Tag darauf hatte er noch einmal ein Tief, übersah u.a. einen klaren Gewinnweg. Zum Glück konnte sein Gegner den materiellen Vorteil nicht verwerten und manövrierte sich in eine so unglückliche Lage, dass Lionel sogar hätte Matt setzen können.

Schwarz setzt Matt in neun Zügen.

Natürlich ist sehr gut nachvollziehbar, dass er das Matt gar nicht erst suchte, sondern in die dreifache Stellungswiederholung (1… Dh1+ 2. Ke2 De1+ 3. Kf3 Dh1+ usw.) einwilligte. In der sechsten und vorletzten Runde bewahrheitete sich dann das Credo seines Vaters: „Manchmal lohnt es sich, [Eröffnungs]Fallen in petto zu haben.“ Sein Gegner, ein Caro-Kann-Spieler, zog im Zweispringer-System den weißfeldrigen Läufer nach f5, wo er nach 1. e4 c6 2. Sf3 d5 3. Sc3 dxe4 4. Sxe4 schlecht steht, weil er sich nach dem zu erwartenden 4… Sg3 nicht wie sonst gut nach g6 zurückziehen kann. Sein Gegner zog ihn dennoch auf das Feld und Lionel wusste das auszunutzen. So hatte er vor der letzten Runde viereinhalb Punkte und die Pokalfrage in der eigenen Hand. In dieser Situation unterstützte ihn noch mal ein HSJB-Trainer mit der Vorbereitung auf 1. d4, was sein bevorstehender Gegner bislang gespielt hatte. Am Ende kam aber 1. c4 aufs Brett und Lionel musste auf das mit seinem Vater erarbeitete Repertoire zurückgreifen. Das gelang ihm gut und nach elf Zügen sah er die Figur gewinnende Bauerngabel, die sein Gegner übersehen hatte. Den Rest schaukelte er gekonnt nach Hause. Weil sich die anderen Ergebnisse gut fügten, reichte sein Sieg durch relativ hohe Buchholz sogar für den zweiten Platz. Weil das fast ein wenig 08/15 klingt, noch mal mit anderen Worten und einem Bild: Lionel ist Deutscher Vize-Meister U8!

Deutscher Vize-Meister U8

Herzlichsten Glückwunsch! Das durchaus viele Training hat sich ausgezahlt. Lionel darf nun bei der WM und der EM teilnehmen. Eine der beiden Teilnahmen würde von der DSJ sogar finanziert werden. Welche, hängt davon ab, wofür sich der Deutsche Meister U8 entscheidet. Denn Lionel bekommt ggf. die andere finanziert. Wir sind gespannt…